Die Kirchenästhetik beschäftigt sich mit der Architektur, der Gestaltung und der Wahrnehmung der Orte, an denen Gottesdienste gefeiert werden. Der Kirchenraum mit seiner spezifischen Gestalt und Atmosphäre, die liturgischen Orte und Geräte sowie die Kunstwerke sind neben der Liturgie, der Predigt, den Liedern und der Musik Elemente, die einen Gottesdienst wesentlich mitprägen.
Der Kirchenbau, die Ausstattung von Kirchen und der Umgang mit Bildern in einem kirchlichen Kontext sind Themen, die seit dem Auszug des Fachs Christliche Archäologie an den Theologischen Fakultäten nur noch am Rande, am ehesten im Bereich der Praktischen Theologie gelehrt und erforscht werden. Das Kompetenzzentrum Liturgik der Universität Bern widmet sich diesen Themen im Dialog zwischen Kunstgeschichte und Theologie, das heisst, in einer kunsthistorischen, bildtheoretischen, praktisch-theologischen und liturgiewissenschaftlichen Perspektive.
Über ihre Funktion als liturgische Orte hinaus werden die Kirchen als Orte der Erinnerung erforscht, als Orte der Sichtbarkeit von Religion im öffentlichen Raum, als Orte, an denen Religion ausserhalb des gemeinsamen Feierns erfahren und erlebt wird (Kirchenraumpädagogik), sowie als Orte, die heute immer öfter eine Umnutzung erfahren.
In einem umfassenderen Sinn widmet sich der Bereich Kirchenästhetik am Kompetenzzentrum Liturgik der Erforschung der künstlerisch visuellen Aspekte von Religion (Visual Religion), unter besonderer Berücksichtigung protestantischer Positionen und mit einem Fokus auf die Neuzeit und insbesondere die Moderne (von der Romantik bis in die Gegenwart). Gefragt wird nach dem Platz, den die Religionen in der Kunst der Neuzeit, der Moderne und der Gegenwart einnehmen, sowie nach dem Verhältnis der Kunst zu den Kirchen und umgekehrt.
Der Bereich Kirchenästhetik bietet auch Veranstaltungen in der Erwachsenen- und Weiterbildung an sowie Beratungen von Kirchgemeinden und Behörden in Fragen betreffend Neubau oder Umbau von Kirchen, Neugestaltungen von Kirchen, Ausstellungen in Kirchen, Umgang mit Kunst in den Kirchen, im Gottesdienst und im Unterricht, Kirchenraumpädagogik, Bestattungskultur sowie Umnutzung von Kirchen.