Im Rahmen der praktischen Theologie bewegt sich die Hymnologie auf den drei Ebenen von Wahrnehmung, Interpretation und Gestaltung.
Zur Wahrnehmung gehört historisch die Erschließung der Quellen, welche seit bald 200 Jahren im Gange, aber eine immer noch aktuelle Aufgabe ist. So warten etwa die Gesangbuchbestände in Schweizer Bibliotheken und Sammlungen noch auf eine Aufnahme in die an der Universität Mainz im Aufbau befindliche Datenbank.
Im aktuellen Sinn gehört zur Wahrnehmung eine noch in den Kinderschuhen steckende empirische Hymnologie. Sie untersucht das rezipierte Repertoire älteren und neueren Datums, die Gebrauchssituationen von Liedern und die Rezeptionsvorgänge, z.B über Interviews.
Zur Interpretation gehören die Analyseverfahren, welche die Hymnologie als eminent interdisziplinäre Wissenschaft ausweisen: formal, sprachlich – sowohl linguistisch wie literarisch – theologisch, melodisch, stilistisch, wobei vor allem die Analyse von Melodien und diejenige des Wort-Ton-Verhältnisses noch der methodischen Entwicklung bedürfen.
Aus diesem Instrumentarium erwächst die Ebene der Gestaltung: In der Hilfe zu reflektierter Auswahl von Liedern und Gesängen für Situationen oder Sammlungen und zu einem fruchtbaren Umgang mit unterschiedlichen Rezeptionsweisen und –bedürfnissen.
Im Zusammenhang der Aufgaben des Kompetenzzentrums Liturgik vor allem in Lehre und Weiterbildung weitet sich das Gebiet über die eigentliche Hymnologie hinaus zur Kirchenmusikwissenschaft, in der es um Voraussetzungen, Gestalt und Funktion von Musik überhaupt im Raum der Kirche geht.